Insbesondere junge, sportlich aktive Männer zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr erleiden eine Skaphoidfraktur. Mit einer Relation von 5:1 sind Männer deutlich häufiger betroffen als Frauen. Statistisch betrachtet ist diese der häufigste Bruch der Handwurzelknochen (30–40 auf 100.000 Patienten). Behandlungsziel bei der Skaphoidfraktur ist die anatomisch korrekte knöcherne Heilung, um die gefürchtete Komplikation – die Skaphoidpseudarthrose – und die mögliche spätere Arthroseentwicklung am Handgelenk zu vermeiden. Aufgrund der besonderen Durchblutungssituation des Skaphoids ist dieser Knochen extrem gefährdet eine Pseudarthrose zu entwickeln.
Der Kahnbeinbruch (Skaphoidfraktur) ist die typische Sportverletzung. Sportarten wie Fußball, Radfahren, Skate- und Snowboardfahren sowie anderen sturzgefährdeten Sportarten sind besonders gefährlich. Meist ist der Unfallmechanismus ein Sturz auf die ausgestreckte Hand, wobei oftmals der Bruch in den ersten Röntgenaufnahmen nur sehr schwer erkennbar ist. Die durch den Bruch verursachten Schmerzen können recht gering sein. Ist ein Patient nach einem Sturz auf das Handgelenk nicht in etwa 8 bis 10 Tagen wieder völlig beschwerdefrei, sollte unbedingt an eine Skaphoidfraktur (Kahnbeinbruch) gedacht werden.
Untersuchung und Diagnose
Frakturen des Skaphoids stellen eine diagnostische Herausforderung dar und werden initial häufig nicht erkannt. Lässt sich bei der klinischen Untersuchung – möglichst durch einen Handchirurgen – ein Druckschmerz in der Tabatière oder über dem distalen Kahnbeinpol auslösen, oder besteht ein Stauchungsschmerz des Daumenstrahls so sollte dringend die bildgebende Diagnostik eskaliert werden.
Dementsprechend sollte nach den konventionellen Röntgenaufnahmen des Handgelenks in 2 Ebenen, bei Verdacht auf Skaphoid- bzw. Kahnbeinfraktur immer eine hochauflösende Dünnschichtcomputertomografie (CT) durchgeführt werden. Dadurch können einerseits Frakturen (Brüche), die auf den Röntgenbildern nicht sichtbar sind, erkannt werden, andererseits kann bei einer im konventionellen Röntgenbild sichtbaren Fraktur der Frakturtyp (Frakturmorphologie) exakt eingeschätzt und damit die Art der Behandlung (operativ oder konservativ) empfohlen werden.
Konservative Therapie
Ausschlaggebend für die konservative Therapie ist die eindeutige Klassifikation im hochauflösenden Dünnschicht-CT als stabiler, nicht verschobener Bruch (A-Fraktur). Patienten bekommen dann eine Ruhigstellung im zirkulären Unterarm-Cast unter Einschluss des Daumengrundgelenks für 6 Wochen. Anschließend erfolgt eine Bildgebung. Ziegen sich hier Zeichen des knöchernen Durchbaus, kann mit Hand-Ergotherapie bzw. Physiotherapie begonnen werden. Bei noch sichtbarer Fraktur ohne Hinweis auf Durchbauung, kann ein Wechsel des Behandlungsregimes mit Operation indiziert sein.
Operative Therapie
Instabile Skaphoidfrakturen (B-Frakturen) bedürfen einer operativen Therapie. Entsprechend der Lokalisation des Bruches wird die OP-Technik gewählt. Meist kann eine minimal-invasive Operationstechnik mittels kanülierter Doppelgewindeschraube eingesetzt werden, die in der Nachbehandlung eine frühzeitige Mobilisation des Handgelenks erlaubt. Obschon die operative Behandlung der Scaphoidfraktur höchst anspruchsvoll ist, sind die Ergebnisse in den Händen erfahrener Handchirurg*innen mit einer knöchernen Durchbauung zwischen 90 und 100 % sehr gut.
Nachbehandlung
Ja nach Frakturtyp und benötigtem Operationsverfahren ist eine Ruhigstellung erforderlich. Meist kann jedoch bereits am zweiten postoperativen Tag mit der Handtherapie begonnen werden, das Nahtmaterial wird nach 12 bis 14 Tagen entfernt.
Die erste Röntgenkontrolle erfolgt nach 6 Wochen, die CT-Kontrolle zur endgültigen Beurteilung der knöchernen Durchbauung nach 10 bis 12 Wochen. Das Handgelenk ist nach dieser Zeit bei knöcherner Konsolidierung wieder im Sport aktiv belastbar. Der Wiedereintritt ins Arbeitsleben ist nach operativer Therapie kürzer als nach konservativer Behandlung.